9.12.20 – und immer wieder Workshops

…und immer wieder Workshops

Timothy Black – An American Choral Experience

es begann mit einer E-Mail! In der fragte uns ein Dirigent aus Kentucky, ob er auf seiner geplanten Deutschlandreise vielleicht auch eine Probe des Solitude-Chors besuchen dürfe. Er habe uns beim Surfen im Internet gefunden und würde uns nun gerne kennen lernen.

Timothy Black, unser „Mann aus Kentucky“


Als wir schon gar nicht mehr so recht daran glaubten, stand eines Abends tatsächlich unser „Mann aus Kentucky“ vor der Türe und sang eine Probe lang bei uns mit. Wir wollten ihn dann nicht nur mit unserem Gesang, sondern auch mit der typischen schwäbischen Küche vertraut machen, und so gingen mit ihm noch in den ESEL nach Stuttgart-Weilimdorf (leider gibt es diese urschwäbische Gaststätte schon lange nicht mehr).
Bei Kutteln, Linsen und Spätzle und anderen schwäbischen Spezialitäten (die er alle tapfer probierte) entspann sich ein Gespräch über deutsche und amerikanische Chor-Gepflogenheiten. Schnell stellte sich heraus, dass unser amerikanischer Gast noch nie zuvor etwas von Friedrich Silcher gehört hatte, und wir dafür noch nie zuvor etwas von Alice Parker.
Schnell war die Idee geboren, einen kleinen deutsch-amerikanischen Kulturaustausch zu beginnen. Er sollte uns Noten aus Amerika schicken, und wir wollten ihm welche aus Deutschland zukommen lassen. Ein netter Abend neigte sich dem Ende und abschließend verabschiedeten wir uns mit dem Wunsch, mehr voneinander zu lernen – hierbei fiel erstmals das Wort „Workshop“.
Es brauchte dann noch unzählige E-Mails und Telefonate, Pakete mit Noten und vieles mehr bis die ganze Sache letztlich unter Dach und Fach war. Doch am 1. August 2000 stand er in der Stuttgarter Liederhalle vor ca. 70 Chorsängerinnen und Chorsängern, die gespannt waren, was denn da nun kommen wird: An American Choral Experience mit Timothy M. Black aus Somerset, Kentucky
Der Solitude-Chor Stuttgart hatte den Workshop nicht nur organisatorisch sondern auch stimmlich sehr gut vorbereitet, so dass es gleich „in die Vollen“ gehen konnte. In vier arbeitsreichen Tagen lernten die Workshop-Teilnehmer(innen) viel über Amerika, über die amerikanische Art zu singen und zu proben.
Mit einem amerikanischen Gottesdienst am Sonntagmorgen und einem furiosen Konzert in der total überfüllten Leonhardskirche in Stuttgart endete der erste überaus gelungene Workshop, der für alle Teilnehmer(innen) eine wunderbare und unvergessliche Erfahrung war.


Shosholoza – African Workshop

Das Plakat des Shosholoza-Workshops

Hier die Kritik des Konzerts in der Leonhardskirche:

„Dass es sicher kein klassisches Konzert werden würde, konnten die zahlreichen Konzertbesucher schon zu Beginn des Konzerts sehen: eine Vielzahl verschiedenster Trommeln und Rhythmusinstrumente füllte den Raum vor dem Altar in der Leonhardskirche. Und auch der Solitude-Chor und einige Workshopteilnehmer hatten sich ganz auf das „Unternehmen Afrika“ eingestellt.
Klaus Breuninger hat den Solitude-Chor für dieses Projekt an Markus Detterbeck übergeben, der mehrere Jahr in Durban, Südafrika, gelebt hat. Unter dessen Leitung wurden zwei Tage lang Tänze und Lieder aus Afrika geprobt, wurden Gesten und Tanzschritte einstudiert, immer unterstützt von 3 afrikanischen Sängern und Tänzern aus Ghana. Und das Ergebnis konnte sich wahrlich sehen lassen: kein Stück, bei dem sich der Chor nicht mit effektvollen Choreographien zur Musik bewegte, immer getragen von den Trommeln und Rhythmusinstrumenten der afrikanischen Musiker, die in ihren prachtvollen Gewändern dem Konzert auch optisch einen original afrikanischen Touch gaben.
Neben den vorwiegend rhythmischen und sehr energiegeladenen Stücken gab es aber auch wundervolle Momente, in denen die Trommeln ruhten. Über den harmonischen Klängen des Männerchors schwebte dann nur eine gregorianische Melodie der Frauenstimmen und wie von Ferne erklang die melancholische Melodie einer afrikanischen Flöte (gespielt von Z). In diesen Stücken lag die Aufmerksamkeit der Zuschauer dann ganz bei den beiden afrikanischen Tänzern, die mit ihren ausdrucksstarken Bewegen die Anwesenden völlig in ihren Bann zu ziehen vermochten.
Doch schon gleich im nächsten Stück ergriffen die Tänzer wieder die Trommeln, rammten die Chorbässe imaginäre Speere in den Boden, zeichneten die Soprane Sonnen an den Himmel, lauschten die Altistinnen mit der Hand am Ohr den Tenören um sofort mit lauten Rufen zu antworten, da wurde der ganze Chor plötzlich zu einer Eisenbahn, die von Simbabwe nach Südafrika fährt oder wiegt sich zum Klang der Trommeln.“
Da in Konzerten in Afrika aber nicht nur die Akteure auf der Bühne in Bewegung sind, sondern auch das Publikum in das Geschehen einbezogen wird, holen die Sängerinnen und Sänger des Solitude-Chors zum letzten Stück auch viele Zuhörer nach vorne und das Konzert endet mit einem großen gemeinsamen Singen und Tanzen – der donnernde Applaus des begeisterten Publikums geht dann noch in einer virtuosen Trommel-Session der afrikanischen Musiker über, die sich damit auf ihre Weise beim Publikum bedankten.


Pulso – Brasilianische Gäste beim Solitude-Chor

Am Rande eines Projekts der Gächinger Kantorei (genauer: ein Dirigierkurs im Rahmen der Bachwoche) kam ich mit Johannes Kärcher ins Gespräch. Er hat viele Verbindungen nach Brasilien und ist zugleich auch Förderer des Musikers und Komponisten Pablo Trindade, der bei diesem Dirigierprojekt teilnahm.
Kurz: hier wurde die Idee für einen Workshop mit Brasilianischen Musiker*innen geboren.

Hier die Konzertankündigung von Karin Kirmse:

„Musik „von der Stange“ ist nicht die Sache des Solitude-Chors. Dessen künstlerischer Leiter Klaus Breuninger findet für die engagierten Vokalisten immer wieder aufregende Projekte abseits der üblichen Chorliteratur. Zurzeit arbeiten sie an der Komposition eines zeitgenössischen, brasilianischen Musikers: „Pulso“. Pablo Trindade heißt der Schöpfer dieser anspruchsvollen Chorsätze, und seine Musik klingt nicht nach lärmigem Karneval, sondern eher nach heiter-lässigem Jazz, wie er vielleicht bei Sonnenuntergang in einer gepflegten Strandbar oder in einer angesagten Lounge in Rio erklingen könnte. Ganz so harmlos, wie sie daherkommt, ist Trindades Komposition freilich nicht. Fein verwebt der Südamerikaner eine Vielzahl von Synkopen als wolle er es um jeden Preis vermeiden, dass Töne auf den für europäische Ohren gewohnten Metrumschlägen erklingen. Die Harmonien sind gespickt mit zarten Dissonanzen, die eine wunderbare Reibung ergeben, wenn man sie exakt zusammenmischt. Gelingt das jedoch nicht, dann bröselt die musikalische Struktur sofort auseinander wie ein trockener Sandkuchen. Diese komplexe Musikalität schreckt den Solitude-Chor indes keineswegs.
Chorarbeit mit wöchentlichen Proben und intensiveren Übungsphasen kennen die Chormitglieder von bisherigen Projekten. Diesmal ist es anders: Die Sängerinnen und Sänger werden zusammen mit dem Komponisten Pablo Trindade und seinen Musikern bei einem Workshop an den Details feilen. Und versierte externe Sängerinnen und Sänger, die gerne bei diesem Projekt mitmachen möchten, können noch mit einsteigen, wenn sie sich gut vorbereiten.
Sich zu öffnen und darüber hinaus interkulturelle Kontakte zu pflegen und zu fördern, das ist allen an diesem Projekt Beteiligten ein Anliegen. Zustande gekommen ist das Ganze durch das glückliche Zusammentreffen mehrerer Zufälle: Chorleiter Klaus Breuninger begegnete dem Komponisten Pablo Trindade bei der Bachwoche 2010. Der Kontakt zwischen ihm und dem 1961 in Montevideo/Uruguay geborenen Komponisten kam zustande durch den Sprecher des Distrikts Baden-Württemberg der deutsch-brasilianischen Gesellschaft Johannes Kärcher, der ebenso wie Trindade am Dirigierkurs von Helmuth Rillung teilgenommen hatte. „Das ist der Komponist von „Pulso“ – wäre das nicht etwas für den Solitude-Chor?“ fragte Kärcher. So wurde das Projekt geboren und der Initiator singt selbst mit.
„Pulso“, so Klaus Breuninger, „ist ein doppeldeutiger Begriff, der einerseits den Puls, den Herzschlag des Lebens beschreibt, andererseits aber auch für den Puls, den Rhythmus, der Musik steht. In Brasilien gibt es die so genannte „Musica popular“, die sich aber weder mit Pop- noch mit Volksmusik richtig übersetzen lässt. Die Melodien dieser Musik kennt jeder in Brasilien. Die Texte hingegen sind von namhaften Dichtern und aus dem prallen, oft harten Leben gegriffen. Insofern in das Werk bei aller Volksnähe sehr anspruchsvoll in der Aussage.“
Das Projekt bietet als Workshop dem Solitude-Chor und den Beteiligten die spannende Möglichkeit, den brasilianischen Komponisten und seine Musiker bei der Arbeit zu erleben und sich gemeinsam den Feinschliff zu geben.“


und immer wieder Tango

parallel zur Uraufführung von Alejandros DeNardis „Piantao por el Tango“ gab es im Frühjahr 2015 auch einen kleinen aber feinen Workshop mit Tangos von Astor Piazzollas „Las Cuatro Estaciones porteñas“ in einer sehr gelungenen Chorversion von Oscar Escalada. Und natürlich darf bei einem Piazzolla-Konzert auch der Libertango nicht fehlen, das wohl bekannteste Stück von Astor Piazzolla.

(zum Tango gibt es eine eigenes Türchen am 6.12.20)


O Magnum Mysterium

SoC Plakat O Magnum Mysterium 2014

Die Königsdisziplin der Chormusik sind die großen A-Cappella-Stücke aus fünf Jahrhunderten Chormusik – und diesen Olymp haben wir im Juli 2014 erklommen.


…und dazu eine Vielzahl von „hausinternen“ Fortbildungen zu Harmonielehre, Solmisation, reine Stimmung und vieles mehr.

…und das alles immer parallel zu den „großen“ Oratorischen Konzerten, die zwei bis dreimal pro Jahr stattfinden.