Besondere Verdienste: Uni Hohenheim ehrt Sinfonieorchester-Dirigent Klaus Breuninger

7. Juli , 18:00 Uhr: Rektor überreicht die Ehrennadel am Konzerttag an Klaus Breuninger für 25 Jahre als Dirigent des Sinfonieorchesters Hohenheim / Steckfeldkirche, 70599 Stuttgart

25 Jahre Bach Beethoven bis McCartney: Klaus Breuninger ist aus der Musiklandschaft der Universität Hohenheim in Stuttgart nicht mehr wegzudenken. Zu seinem 25-jährigen Jubiläum überreicht ihm Uni-Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert am Sommerkonzert die Ehrennadel der Universität für seine langjährigen Verdienste und seinen Einsatz für die Uni-Musik. Das Konzert findet am 7. Juli 2019 um 18 Uhr in der Steckfeldkirche in Plieningen statt. Karten (10 Euro, 5 Euro ermäßigt) gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf per E-Mail an unimusik@uni-hohenheim.de

„Wer bei uns mitspielen will, der darf auch mitspielen“, sagt Klaus Breuninger über das Sinfonieorchester der Universität Hohenheim. „Im Gegensatz zu den Uni-Orchestern Tübingen oder Stuttgart spielen bei uns nur selten Musikstudenten mit. Wir müssen unsere Werke zumeist nach der Besetzung, vor allem aber auch im Schwierigkeitsgrad dem Orchester anpassen. Aber bisher hat es noch immer geklappt, dass wir gute und erfolgreiche Konzerte spielen konnten.“

Vor 25 Jahren kam der studierte Musiker und Dirigent an die Universität Hohenheim, um das Sinfonieorchester zu übernehmen. Doch er war nicht alleine: „Ein Semester lang habe ich mit einem weiteren Dirigenten um die Stelle quasi konkurriert, wir haben uns mit dem Dirigieren von Woche zu Woche abgewechselt. Am Ende hat sich das Orchester entschieden – glücklicherweise für mich.“

Zu seinem Jubiläum überreicht Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert die Ehrennadel der Universität an den engagierten Musiker und Dirigenten. „Mit seinem großen Engagement und seiner ansteckenden Freude für Musik, gelingt es Herrn Breuninger in jedem Jahr aufs Neue, die Ensemblemitglieder und die Zuhörer für komplett neue Konzertprogramme zu begeistern“, erklärt der Rektor. „Herr Breuninger versteht es auf wunderbare Weise, abwechslungsreiche Konzertprogramme aus Schätzen der Konzertliteratur und bekannten Hits zusammenzustellen, die die Zuhörer erfreuen und bereichern.“

Gemeinsame Entscheidungen, langjährige Treue

Obwohl das lange Warten natürlich nervenaufreibend war, sagt Breuninger, so fand er es doch immer gut, dass das Orchester mitentscheiden konnte. „Die Orchester-Mitglieder müssen mit dem Dirigenten auskommen, da ist es nur richtig, dass sie auch entscheiden dürfen, wer einfach besser zu ihnen passt. Es war sehr demokratisch.“

Dass die Konzerte des Sinfonieorchesters mittlerweile ein fester Bestandteil des Semesters sind, war nicht immer so, erinnert sich Klaus Breuninger. „Wir hatten vor allem in den ersten Jahren teils gewaltige Einbrüche – so gewaltig, dass wir mehr als einmal überlegen mussten, ob wir überhaupt in der Lage sein würden, ein Konzert zu geben. Es war nicht selten eine echte Zitterpartie.“

Heute kann das Orchester mit einer regelmäßigen Besetzungszahl zwischen 40 und 50 Musikerinnen und Musikern auffahren – von Streichern, Blech- und Holzbläsern bis hin zum Schlagzeug. „Ich glaube, dass wir so viele sind und uns unsere Musiker so lange die Treue halten, liegt auch daran, dass wir gemeinsame Entscheidungen treffen – auch bei der Werkauswahl für unsere Konzertprogramme“, so Breuninger. „Ich bringe natürlich Vorschläge ein, aber am Ende entscheiden wir gemeinsam, als Orchester, wie das Programm aussehen wird.“

Das Gemeinschaftsgefühl und die Treue der Orchestermusiker zahlt sich aus und zeigt sich beispielsweise im ehemaligen Cellisten und erstem Ehrenmitglied des Sinfonieorchesters, Prof. Dr. Bernhart Ohnesorge. Erst im Februar dieses Jahres, mit 95 Jahren, schloss der ehemalige Professor für Entomologie an der Universität Hohenheim den Cello-Kasten – nach ebenfalls knapp 25 Jahre als aktives Orchestermitglied. „Bei uns ist jeder willkommen, egal, wie gut oder wie alt. Bei anderen Uni-Orchestern steht oft der Leistungsdruck im Vordergrund. Bei uns muss letztlich auch jeder seinen Part spielen können, aber Perfektion ist bei uns nicht gefordert. Wichtig ist für uns auch, dass man in der Gemeinschaft Musik machen kann.“

Musikalische Reisen, von Hohenheim bis New York

25 Jahre sind eine lange Zeit, mit vielen Erlebnissen und Erinnerungen. „Ich habe mir anlässlich des Jubiläums einmal angeschaut, was wir schon alles gespielt und auf die Beine gestellt haben, und war erschlagen von der Anzahl – insgesamt über 80 Werke!“, staunt Klaus Breuninger.

Allgemein blicke er auf 25 tolle Jahre mit noch mehr tollen Menschen und Momenten zurück. „Ein wunderbares Projekt war beispielsweise, als wir bei der Kinderuni als Orchester mitmachen durften“, so der Musiker. „Unser Thema war: ‚Warum klingt Musik so schön?‘ und wir konnten den Kindern zeigen, wie man mit Musik Emotionen und Bilder hervorrufen kann. Die Kinder haben wie gebannt zugehört – es war ein tolles Gefühl, diese Begeisterung zu sehen!“

Eines seiner denkwürdigsten Konzerte als Dirigent fand 2013 mit der europäischen Erstaufführung von „i believe – A HOLOCAUST ORATORIO FOR TODAY“ des kanadischen Komponisten Zane Zalis statt. „Es war wohl eines unserer größten und internationalsten Musik-Projekte. Wir hatten Werkstatt-Konzerte, bei denen wir Schülern die Entstehung des Oratoriums und dessen Texte näherbringen konnten. Eine Video-Crew hat eine Überlebende des Holocaust mehrere Wochen begleitet und interviewt.“ Der Komponist sei extra aus Kanada zur Erstaufführung angereist, und gemeinsam mit dem Solitude-Chor Stuttgart habe das Orchester das Werk dann noch einmal in Łódź und New York aufgeführt. „Es war für uns alle ein sehr emotionales Projekt, und bestimmt keines, das wir je vergessen werden.“

Sommerkonzert am 7. Juli: Schottlands Kontraste als musikalisches Bild

Zu seinem 25. Jubiläum als Dirigent präsentiert das Orchester zwei Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy: Die Hebriden Ouvertüre und die Sinfonie Nr.3 a-moll (die „Schottische“) – vor 25 Jahren auch das erste Programm, das Klaus Breuninger als Dirigent wählte.

„Mendelssohns ‚die Schottische‘ ist eine der lautmalerischsten Kompositionen, die es gibt, und wohl eines seiner schönsten Werke“, erklärt Breuninger. „Lyrische Passagen wechseln mit aufbrausenden Sechzehntelbewegungen und spiegeln die widersprüchliche Landschaft Schottlands mit ihren Kontrasten zwischen sanften, grünen Wiesen und Meeresrauschen, zwischen Licht und Schatten wider. Von Richard Wagner wurde Mendelssohn deshalb als ‚erstklassiger Landschaftsmaler‘ gelobt. Ich denke, es ist ein guter Abschluss meiner ersten 25 Jahre hier – quasi ein Kreis, der sich schließt.“

Ans Aufhören denkt der Musiker noch lange nicht, hat noch viel vor. „Dvořáks ‚Aus der neuen Welt‘, oder auch Maler- und Bruckner-Sinfonien – das wären noch Herausforderungen, die ich gerne mit dem Orchester spielen würde. Aber das müssen wir noch entscheiden – wie immer natürlich gemeinsam.“

HINTERGRUND: Das Sinfonieorchester der Universität Hohenheim

Das Sinfonieorchester der Universität Hohenheim besteht seit dem Sommersemester 1986 und zählt derzeit zwischen 40 und 50 Mitglieder, darunter Studierende, Ehemalige und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität.

Das Repertoire reicht von Bach und Händel über Haydn, Mozart und Beethoven zu Strauß, Strawinsky und Hindemith. Doch auch die Beatles, ABBA, Queen und andere Ausflüge in die Popmusik gehören immer wieder zum Programm des Ensembles.

Leiter und Dirigent des Orchesters ist seit 1994 Klaus Breuninger. Durch ihn ergaben sich auch zahlreiche Kooperationen mit dem ebenfalls von ihm geleiteten Solitude-Chor Stuttgart.

Mit großem Erfolg führten die Ensembles gemeinsam u. a. Rossinis „Stabat Mater“, John Rutters „Magnificat“, Paul McCartneys „Liverpool Oratorio“, Dave Brubecks Oratorium „To Hope!” und viele weitere Werke auf.

HINTERGRUND: Hohenheimer Ehrennadel

Die vergoldete Ehrennadel mit dem eingeprägten Logo der Universität Hohenheim wird in Würdigung besonderer Leistungen für die Universität verliehen. Unter den Würdenträgern finden sich Mitglieder und Angehörige der Universität ebenso wie außenstehende Personen.

Text: C. Schmid, Pressestelle Universität Hohenheim